Gut 100 Eltern, Lehrer und Erzieher kamen am Dienstagabend zum Vortrag „Wie Jungen ticken!“ von Josef Riederle in die Aula der Sekundarschule am Hassenbrock. Der Arbeitskreis der Grundschulen und Kindergärten im Südraum hatte diesen Vortragsabend für alle Kollegen und Eltern organisiert. Für jeweils zwei Pädagogen Mitarbeiter der 11 Einrichtungen folgte dann am Mittwoch auf den Vortrag aufbauend eine ganztägige Fortbildung mit dem verheißungsvollen Titel „Störungen – vom furchtbaren zum fruchtbaren Moment“ im Waldorfkindergarten in Catenhorn.
Josef Riederle, Diplom-Sozialpädagoge, Jungenarbeiter und Männerberater, Leiter von KRAFTPROTZ®Bildungsinstitut für Jungen und Männer, schaffte es auf sehr anschauliche und humorvolle Weise, das Bild des Jungen für die Zuhörerschaft in ein anderes Licht zu rücken.
Seine Leidenschaft „mit und für Jungen“ zu arbeiten sei „hochgradig infiziös“, so Riederle. Er warnte zu Beginn seines Vortrags vor extremer Ansteckungsgefahr, führte diese jedoch bewusst im Schilde. Nach dem Vortrag konnte man gar nicht anders, als Jungen anders zu sehen und sich mehr und bewusster für sie zu interessieren.
Verhalten geschieht nie ohne Grund, auch das männliche Verhalten nicht. Von hemmungsloser, auch aggressiver Extrovertiertheit bis hin zu depressiver Introvertiertheit reicht die Palette männlichen Verhaltens. Jedes gezeigte Verhalten ist das augenblicklich geeignetste Mittel zur Lösung eines Problems.
Riederle sieht Eltern und Pädagogen hier als Tischler, die den Jungs einen Schrank mit vielen Schubkästen bauen sollten, in denen unterschiedliche Verhaltensweisen Platz finden, eben nicht nur Prügeln, Schimpfwörter benutzen oder Heulen, so Riederle. Hier ist Kreativität der Schlüssel zum Erfolg. Ein Beispiel: Max stellt Tag für Tag seine Schultasche im Flur ab, obwohl Mama ihm täglich sagt, dass die Tasche in sein Zimmer gehört. Was tun? Warum nicht mal die Tasche verstecken oder in den Keller tragen. Oder in den Regen stellen und rufen: „Max, es regnet. Deine Tasche wird nass!“ Kreativ handeln, bloß nicht zu emotional werden und sich aufregen. Das ist nur ungesund und kontraproduktiv. Eltern und Erzieher müssen das Ruder in der Hand halten, nicht die Kinder.
Verbale und non-verbale Aggressionen können nie respektvoll sein, sagt Riederle. Doch Respekt ist Voraussetzung für fruchtbare, also erfolgreiche Momente in der Erziehung. Lob und Anerkennung auch für kleine Erfolge und Schritte- das funktioniert.
Und es funktioniert umso besser, je mehr man den eigenen oder anvertrauten Kindern mit Respekt begegnet und sie als Individuen schätzt, mag und versteht.
Dass die Arbeit mit Jungen extrem herausfordernd und spannend sein kann, konnte der Referent sehr authentisch an Beispielen aus seiner eigenen familiären Situation und seiner täglichen Arbeit aufzeigen. Insbesondere die Körperarbeit mit Jungen, für die der Einsatz des Körpers viel selbstverständlicher ist als für Mädchen, nutzt Riederle, um mit Jungs zu arbeiten. Kampfesspiele, Auspowern, körperlich aktiv sein-so ticken Jungs.
ein Bericht von Christian Hülsmann, Schulleiter der Marienschule Hauenhorst
Vielen Dank!!